Es läuft die vierte Spielminute. Unsere GFC-Frauen, zum Teil noch mit einem langen und anstrengenden Turnier von vor drei Tagen in den Knochen, setzen abermals zu einem Angriff an. Bereits früh den Druck hoch halten, die Schwerinerinnen nicht zum Atmen kommen lassen. Johanna Grube bekommt im Zentrum den Ball. Rechts auf dem Flügel zeigt Emma Knitter den Steilpass an, sie will ihn haben. Nur wenige Augenblicke zuvor war ein ähnlicher Versuch noch gescheitert, Knitter hatte den Ball nicht mehr erlaufen können. „Jojo“ aber versucht es trotzdem, spielt den Ball raus. Dieses Mal kommt er perfekt. Emma löst sich im richtigen Moment von ihrer Gegenspielerin, nimmt das Leder gut mit und zieht diagonal in Richtung Tor und Grundlinie. Sie hat viel Platz. Selbst versuchen oder abspielen? Emma hat das Auge und legt ihn rüber.
Celina Würner, heute im Sturmzentrum, ist mitgelaufen. Schon drei Tage zuvor in Warnemünde hatte sie getroffen und sich damit für ihre gute Leistung belohnt. Eine weitere Belohnung war der Startelfeinsatz an diesem Tag. Eine Belohnung für die viele Arbeit die sie in sich und in ihr Spiel gesteckt hat. „Natürlich habe ich mich sehr gefreut, als ich das gesehen hab. Ich hab immer alles gegeben und gehofft, dass es gesehen wird und dass es jetzt endlich soweit war, hat mich natürlich dann auch ein bisschen stolz gemacht“, so Celina. Auch am Dienstag hatte sie in der Halle bei unserer Zweiten nochmal mittrainiert, genau solche Abschlüsse geübt. Und jetzt kommt die Kugel in ihren Lauf. Es ist ihr Moment. Celina weiß, sie kann den Ball nicht ganz erreichen und einfach einschieben. Dafür kommt er etwas zu steil. Sie muss sich in den Ball hineinwerfen. Also packt sie die Grätsche aus. Mit ganzem Willen will sie zeigen, dass ihr Einsatz die richtige Entscheidung war und drückt den Ball zum 1:0 ins Tor. Danach: Jubel, von allen Seiten. „Was in dem Moment noch viel schöner war und mich sehr gerührt hat war, wie die gesamte Mannschaft sich für mich gefreut hat. Die haben sich fast mehr gefreut als ich. Und auch die ganzen Komplimente im Nachhinein, die mir meine Entwicklung nochmal bestätigt haben, haben sehr gut getan und mich darin bestärkt, auch weiterhin immer mein Bestes zu geben und nicht aufzugeben, wo ich tatsächlich manchmal schon kurz davor war“, freut sich Celina.
Es war die frühe Führung im ersten Pflichtspiel seit Ende November. Auch das letzte war gegen die zweite Vertretung der Landeshauptstädterinnen. Und natürlich war dies ein sehr guter Beginn. Ergebnistechnisch verlief die Hinrunde alles andere als nach Plan für unser Verbandsligateam. Entsprechend wollten die Mädels hier natürlich direkt ein Zeichen setzen. „Eine Führung gibt einem immer ein wenig mehr Sicherheit und stärkt das Selbstbewusstsein auf dem Platz. Trotzdem darf man sich dann nicht ausruhen und muss dort weiter anknüpfen“, sagte Vorlagengeberin Emma Knitter im Nachgang. Und angeknüpft haben die Mädels daran dann auch. Mona Ebermann und Eva Hoppe mit zwei Toren aus spitzem Winkel erhöhten noch vor der Pause auf 3:0. Ein komfortables Polster, auch wenn nicht immer alles klappte. „Nach vorne waren wir richtig stark, hinten hat es hier und da noch ein bisschen gewackelt, weil die Absprachen noch fehlten. Ich glaube ich habe mir heute einige Patzer erlaubt, aber die haben wir dann als Team ausgebügelt. Generell hab ich das Gefühl, dass wir heute gezeigt haben was wir können“, so Kapitänin Paula Bartl. Sie hat die Binde von Laura Bürger kommissarisch übernommen, da diese aktuell im Auslandssemester in Finnland weilt.
Einsatz und Wille sichern den Sieg
Auch in Halbzeit zwei sollte es wieder gut losgehen. Es waren gerade drei Minuten gespielt, da bekam wieder Johanna Grube den Ball. Dieses Mal aber spielte sie nicht auf Emma, dieses Mal versuchte sie es selbst – und war erfolgreich! 4:0 per Distanzschuss, eine deutliche Angelegenheit, aber auch durchaus folgerichtig. „Ich glaube wir haben heute oft und schnell über Außen gespielt und konnten uns so als Team gute Chancen erspielen. Ich denke wir haben heute einfach eine sehr gute Leistung gezeigt“, bestätigt auch Emma Knitter. Wohl auch durch das häufige Flügelspiel, hatte „Jojo“ so viel Raum gehabt. Wieder auf dem Platz war nach langer Leidenszeit Julia Schuster. Ihr letztes Spiel hatte sie in der vergangenen Saison absolviert, zu Hause gegen Schwerin, aushilfsweise als Torhüterin. Nun war sie zurück. „Es war richtig schön wieder auf dem Platz zu stehen! Ich war sogar ziemlich aufgeregt vor dem Spiel. Ich habe heute wieder gemerkt, dass es einfach Spaß macht und ich auf jeden Fall wieder so gut wie vorher werden möchte um der Mannschaft auch wieder eine Hilfe zu sein“, sagt Schuster. Doch was meint sie mit so gut wie vorher? Ein wenig löchrig wurde es dann hinten doch nochmal. „In der zweiten Halbzeit hat sich angedeutet, dass die Kräfte irgendwann fehlten, viele von uns haben viele Stunden auf dem Platz gestanden in den letzten Tagen. Daher war absehbar, dass das passieren würde. Aber ich finde wir haben das dann einfach mit Willenskraft ausgeglichen“, sagt Paula Bartl. Zwei Mal sollten die Schwerinerinnen die Schwächephase aber doch ausnutzen. Beide Tore erzielte Svenja Dahl, der zweite ging auf „Jülies“ Nacken. „Ja, ich weiß. Ich habe den Ball einfach schlecht angenommen. Ich war mir sicher, dass ich den safe annehmen kann. Aber da hab ich mich wohl verschätzt. Ich glaube da fehlt ein wenig die Selbstverständlichkeit“, sagt Julia und fügt an: „Es tut mir für die Mannschaft sehr leid, aber die haben es mir nicht übel genommen und am Ende war es ja auch nicht entscheidend. Aber es nervt mich natürlich trotzdem, weil ich weiß, dass ich das kann.“ Und dass sie es kann, zeigte sie auch über den Rest der Spielzeit, in der sie ein ums andere Mal sehr viel Sicherheit ausstrahlte. Ein weiteres Tor sollte uns dann aber auch noch gelingen. Caro Foertsch erzielte per Strafstoß das 5:2 und zeigte dabei abermals ihr ganzes Können vom Punkt.
Und auch Cindy Schubert durfte ihr Können unter Beweis stellen. Die Außenspielerin unserer zweiten Mannschaft half am Frauentag mal bei der Ersten aus und zeigte ebenfalls eine starke Leistung – trotz Umstellung von Klein- auf Großfeld. „Klar war es erstmal ungewohnt wieder mal Großfeld zu spielen, aber Paula Bartl hat mir beim Stellungsspiel echt gut geholfen und mit der Zeit hab wieder rein gefunden und gut gemeistert. Ich hab natürlich alles rausgeholt was ging, auch wenn die Beine am Ende schwer wurden. Zähne zusammenbeißen und laufen gehört zum Fußball eben dazu. Ich denke, ich hatte auch paar gute Pässe in die Tiefe, ich bin zufrieden mit meiner Leistung“, bilanziert Schubert. Ein Tor, wie noch drei Tage zuvor beim 4:0-Sieg unserer Zweiten, sollte ihr aber nicht vergönnt sein. Die Chancen waren jedoch durchaus da. „Das ärgert mich echt richtig, ich hab auf der Rückfahrt die ganze Zeit darüber nachgedacht. Es wäre echt mega gewesen hätte ich noch eins machen können, aber da hat dann eben die Präzision gefehlt“, so Schubert. Auch Emma Knitter hätte sich belohnen können. „Kurz vor Schluss hatte ich eigentlich eine richtige gute Einzelaktion, konnte den Ball dann leider nicht mehr über die Linie bringen. Das war schade“, erinnert sich Emma vage an die Situation, als sie drei Gegenspielerin, darunter die Torhüterin, umkurvte wie Fahnenstangen, dann aber die Kraft verlor. Das Turnier in Warnemünde vom Sonntag hatte eben doch mehr seine Spuren hinterlassen. „Wir haben auf der Rückfahrt ja noch ein Eis ausgegeben bekommen von den Trainern und wir alle sind eigentlich nur so reingehinkt in den Raum. Aber es hat sich gelohnt ein bisschen über die Grenzen zu gehen und ich glaube, dass es sich über die nächsten Wochen wieder einpendeln wird und wir nach 90 Minuten dann auch noch wieder laufen können“, fasst es Paula Bartl final zusammen.
Fotos: Debby Schubert