„Mein erstes Wort war Ball“

Die letzte Minute ist bereits angebrochen. Unsere U13-Mädels, in Züssow mit 5:3 in Führung, haben aber noch nicht genug. Ganz besonders eine Spielerin will unbedingt noch ihren Treffer erzielen, nachdem sie einige Gelegenheiten ausgelassen hatte. Und sie sollte noch einmal die Chance bekommen. Anna-Lena Schumann führt den Ball mit ihrem starken linken Fuß, links vom Tor. Der Winkel etwas spitz, aber das hält sie nicht auf. Sie zieht ab und der Ball geht vom rechten Innenpfosten tatsächlich zum 6:3-Endstand ins Netz. Es ist die letzte Aktion des Spiels und zeitgleich ihr erster Sieg. Nicht Anna-Lenas. Sondern der erste Sieg von Julia Krakow als Trainerin unserer U13-Mädels. Dieser liegt jetzt schon anderthalb Monate zurück, war kurz vor den Sommerferien. Nun ist das Training unserer ganz Kleinen im Frauen- und Mädchenbereich wieder gestartet und Jule hat ihre Mädchen zurück auf den Platz gebeten. „Ich mag die Atmosphäre und auch, dass sie Übungen, die ich neu mit reingebracht habe, sehr wohlwollend aufnehmen und dann auch oft die Frage kommt ‚Och, können wir nächste Woche das mit den UNO-Karten wieder machen?‘ oder „Können wir wieder eine Übung mit Musik machen?‘. Dass die Mädchen da auch Spaß dran haben und dass man das auch glücklicherweise merkt, das find ich am schönsten“, sagt Krakow.
Bereits in der ersten Woche kamen die UNO-Karten schon wieder zum Einsatz. Solche Übungen kennt Jule aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Sportjugend MSE und MV, wo sie als Referentin häufiger mal bei Ausbildungen mit dabei ist. „Es ist sehr wichtig, dass man Kindern die Dinge eben auch spielerisch beibringt. Gerade bei den Mädels, wo es jetzt noch nicht ganz so auf Leistungen ankommt, sondern mehr auf Spaß und erst mal Fußball kennenzulernen, in die Übungen reinkommen, Ballgefühl entwickeln, finde ich es ganz cool, das über solche Spiele zu machen“, erklärt die 22-Jährige. Innovative Ideen und kleine Experimente, Jule kann sich in der Mannschaft voll ausleben und sich ein Stück weit auch selbst als Trainerin dadurch weiterentwickeln. Sie genießt dabei alle Freiheiten. „Gerade dadurch, dass es noch nicht so leistungsorientiert ist, ist es auch nicht schlimm, mal Fehler zu machen. Oder wenn es jetzt vielleicht nicht ganz so effektiv ist oder eine Übung mal nicht ganz so aufgeht, wie man es vielleicht plant. Das ist schon schwieriger, wenn es dann wirklich um einen Ligabetrieb geht und darum, dass die Mannschaft als Mannschaft dort richtig funktioniert“, so Krakow.
Als Mannschaft funktioniert das Team von Julia Krakow auch jetzt schon immer besser. Über die Turniere, Spielrunden und Freundschaftsspiele wurden die Mädels immer enger zusammengeschweißt. Besonders die Turniere in Pastow trugen ihren Teil dazu bei. Angefangen mit einer sehr kleinen Gruppe hatte Wiebke Gustmann die Mädchen seit Anfang letzter Saison geformt und immer mehr angelockt. Als sich der Abschied von Wiebke in Richtung unserer U17-Jungs immer mehr andeutete, machten wir uns auf die Suche, um die Stelle neu zu besetzen. Doch obwohl wir suchten, wurden wir von Jule gefunden. „Ich habe mich mit einer Freundin, die Trainerin beim RFC ist, unterhalten. Die hat gesagt, sie weiß, beim Greifswalder FC wird gesucht. Und dann bin ich über eine befreundete Spielerin aus der Zweiten vom GFC an Wiebkes Kontakt gekommen und hab sie einfach mal angesprochen“, erzählt Krakow. Sie wurde daraufhin eingeladen mal vorbeizuschauen und das tat sie dann auch.
EIN FLIEßENDER ÜBERGANG
Heute ist ihre Aufgabe kleine Mädchen von Fußball zu begeistern. Jule selbst war schon immer ein großer Fan – durch ihren Vater, Trainer beim Penzliner SV. „Wir haben auf dem Hof immer so ein bisschen gespielt. Mein erstes Wort war auch Ball, das erzählt mein Papa sehr gerne. Meine Schwester hat dann auch schon ein paar Jahre gespielt und dann war es irgendwann so, dass eine Freundin und ich gesagt haben ‚Ach komm, wir machen auch mal mit!‘“, erinnert sich Jule. Im Verein fing sie allerdings erst relativ spät an. Dies hatte unter anderem auch einfach zeitliche Gründe, denn Julia Krakow ist eine Person, die sich in ihrer Freizeit gerne und für viele Dinge ehrenamtlich engagiert. Ihr Hauptaugenmerk liegt aktuell aber auf ihrem Studium der Germanistik und Politikwissenschaften. Daneben arbeitet sie noch als freie Mitarbeiterin bei der Ostsee-Zeitung in Stralsund und spielt freizeitlich Volleyball und fährt Kanu. Ein volles Pensum, zu dem nun auch endlich offiziell die Arbeit als Trainerin bei unserem Greifswalder FC hinzukommt. Ausgeholfen hatte sie nämlich in der vergangenen Saison schon nach der Einladung von Wiebke Gustmann. Sie schnupperte quasi rein, sodass auch für die Mädchen ein einfacher und fließender Übergang geschaffen werden konnte. Die Entscheidung die Truppe zu übernehmen, ließ da auch nicht lange auf sich warten. „Es ging eigentlich ziemlich schnell. Die Mädels sind einfach sehr cool, auch sehr aufnahmebegeistert sag ich mal, also sie wollen gerne trainieren. Das macht natürlich Spaß“, so Krakow.
Neben der Trainingsbegeisterung ist es aber eben auch die Atmosphäre, die sie überzeugt hat. „Die Mädels sind überhaupt nicht böse, wenn mal was schief geht. Sie muntern einen auch selbst wieder auf, also da kommt dann auch ein ‚Es ist schön, dass du da bist‘. Man spürt einfach viel Dankbarkeit. Ich glaube auch, dass das mit der viel größeren Lockerheit zusammenhängt. Es wird alles nicht so verbissen gesehen, nicht so ernst. Vielleicht auch, weil noch gar nicht so die Möglichkeiten vorhanden sind, gerade jetzt in der Altersklasse, dass es jetzt um Leistung geht. Aber das finde ich auch ganz schön“, beschreibt es Krakow. Sie möchte nun vor allem den Spaß am Fußball weitervermitteln und die Gruppendynamik beibehalten. Doch es soll auch taktischer und die Mädels näher ans Spiel herangeführt werden. „Also wirklich nicht nur diese Grundlagen. Wir wollen schauen, wie taktische Aufstellungen funktionieren, was in den 3/3-Turnieren noch nicht so eine Rolle spielt. Aber gerade so bei 6/1-Spielen macht es ja jetzt langsam Sinn da auch mal auf Aufstellungen zu achten, sodass es ein bisschen geordneter wird“, bestätige Jule. Für ihre erste Saison bei uns setzt sie sich gar nicht so große Ziele, was die Ergebnisse angeht. Sie möchte zwar ein paar sportliche Erfolge erzielen, doch wichtiger sei ihr die Etablierung der U13-Mädchen innerhalb des Vereins. „Unsere U13-Mädels sollen sich einreihen in die Teams und mitgenannt werden, wenn es um Frauen- und Mädchenfußball beim Greifswalder FC geht“, blickt Jule voraus. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass du nun auch offiziell Teil unserer GFC-Familie bist. Willkommen Julia Krakow!