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„Ich bin vor allem stolz auf die Mädels, weil ich glaube, dass wir trotz des Ergebnisses eine richtig gute Leistung abgeliefert haben“ – das sagte am 13. Oktober die damalige Kapitänin unserer ersten Frauen, Christiane Günther, nach dem Landespokalaus gegen die Regionalligakickerinnen des Rostocker FC. Der Traum vom Finale: begraben. Doch wie in guten Filmen gab es auch in dieser Geschichte einen Plottwist. Nachdem die Zweitvertretung des RFC, die bereits durch ein Freilos als Halbfinalist festgestanden hatte, abgemeldet wurde, gab es ein Ausscheidungsspiel zweier zuvor ausgeschiedener Teams um den vakanten Platz. So kam es am vergangenen Sonntag zum Aufeinandertreffen der Verbandsligisten FC Anker Wismar und unseres Greifswalder FC. In den Monaten war aber eine Menge passiert. Aus beruflichen Gründen hatten einige Mädels den Verein verlassen, viele Neue waren mit Semesterstart hinzugekommen. Daher wurde im Vorfeld des Spieles ein neuer Mannschaftsrat gewählt und aus diesem auch eine neue Kapitänin ernannt. Laura Bürger, die bereits zu Gast in unserem Podcast war, wird unsere Frauen künftig auf das Feld führen. Und Laura sollte auch eine der entscheidenden Personen an diesem Nachmittag in Wismar werden.

Die Wismarerinnen begannen recht engagiert, liefen früh an und verunsicherten damit unsere Mädels. Dennoch gelang es uns in der ersten Halbzeit immer wieder Chancen herauszuspielen. So zum Beispiel nach zehn Minuten, als Rabea Weglowski von Laura Bürger eingesetzt wurde, jedoch nur den Innenpfosten traf. Auch Johanna Grube sollte ein paar Minuten später am Aluminium scheitern. Die größten Gelegenheiten hatte aber immer wieder Mona Ebermann, die sich wiederholt in aussichtsreiche Abschlusspositionen spielte, jedoch an der Torfrau scheiterte oder das Tor knapp verfehlte. „Ja, ich glaube über die Chancenverwertung von meiner Seite kann man nicht viel sagen. Allerdings muss man auch sagen, wenn der Ball vom Innenpfosten wieder raus springt wie bei Rabea, dann ist das auch mehr eine große Portion Pech, als das man die Chance wirklich als vergeben bezeichnen könnte“, so Ebermann. Aber es gab auch Möglichkeiten, die man anders hätte lösen können. Zum Beispiel nach rund 37 Minuten, als Laura Bürger und Laura Bäcker frei auf das Tor zu rannten, sich jedoch, nennen wir es mal „am Abschluss hinderten“. Eigentlich ein sicherer Treffer. „Naja, solche Missverständnisse wie mit Bäcki versuche ich demnächst auf jeden Fall zu vermeiden“, versprach Bürger. Doch die alte Fußballweisheit besagt: Machst du die Dinger vorne nicht rein, bekommst du sie hinten. Und einige Male kam Wismar zu guten Kontergelegenheiten, immer wieder war aber Verteidigerin Caro Foertsch zur Stelle und rettete unser Team. Dennoch wurde auch sie im Verlauf mal lauter. „Mich hat die Art und Weise, wie wir keine Tore geschossen haben, überhaupt nicht gefallen. Wir hatten keine Körperspannung, null Körpersprache, ich hatte nicht das Gefühl, dass wir gedanklich schon in einem Pokalspiel waren, das hat mir in den Köpfen gefehlt. Wir waren auch, ich weiß nicht warum, nervös. Das hat mich genervt, also musste ich die anderen mal wachrütteln“, sagte Foertsch. Mit 0:0 ging es dann in die Pause.

Durch blindes Verständnis in Führung

Zur zweiten Halbzeit sollte alles besser werden und das wurde es auch. Es dauerte nur sieben Minuten, da funktionierte etwas, was im Testspiel vor einer Woche gegen Stralsund noch knapp gescheitert war. Ein langer Freistoß von Caro Foertsch fand im Strafraum die völlig freie Rabea Weglowski. Die hielt ihren Kopf hin und versenkte den Ball im Rückwärtslaufen. Ein großartiger Treffer, der aber so nicht einstudiert war. „Geübt wäre falsch, aber ich habe mit Rabea ja bevor ich zum GFC kam schon viel gespielt und daher kenne ich ihre Laufwege, weiß welche Bewegungen sie macht, weiß auch wie schnell sie ist und dann hab ich gesehen, dass sie startet und hab sofort die Gelegenheit genutzt und sie angespielt“, erzählte die Vorlagengeberin. Und auch Rabea bestätigt, dass diese Variante ein Produkt von blindem Verständnis war: „Also abgesprochen war das nicht wirklich. Aber gegen Stralsund haben wir ja gesehen, dass es fast geklappt hätte und dann haben Caro und ich im gleichen Moment dran gedacht, dass man das ja nochmal probieren könnte. Tatsächlich hat die Sonne so sehr geblendet, dass ich den Ball gar nicht richtig gesehen hab und er mir damit auch mehr über meinen Kopf gerutscht ist, als dass ich ihn geköpft habe. Ich war selbst überrascht, dass der Ball dann im Tor gelandet ist.“

Die Führung gab unseren Mädels dann weiteres Selbstvertrauen. Sie drängten auf den zweiten Treffer, aber zunächst wollte er nicht fallen. Zwanzig Minuten vor Schluss dann aber die Minuten der Laura Bürger. Zunächst erzielte sie in der 70. Minute das erlösende 2:0, nachdem sie eine Verteidigerin hatte aussteigen lassen und danach überlegt einschob und nur zwei Minuten später machte sie ihren Doppelpack perfekt. Ein guter Einstand unserer Kapitänin. „Es war glaube ich ok. Doch meine Ecken und meine Kondition können noch ein wenig Training vertragen. Wir haben deutlich mehr geredet als sonst. Vorne wollte der Ball leider nicht ins Tor. Aber wir haben immer weiter gemacht und uns am Ende belohnt“, bilanzierte Bürger. Für Mona Ebermann war das Spiel dann ein paar Minuten später auch beendet. Es war einfach nicht ihr Tag, aber sich diese ganzen Möglichkeiten zu erarbeiten ist ebenfalls ein Zeichen von Qualität. „Ich denke die Leistung war phasenweise sehr gut. Wir haben gute Pässe in die Spitze gespielt und den Ball auch mal ruhig hinten halten können. Dann gab es allerdings auch Abschnitte in denen wir uns ein bisschen versteckt haben und zu aufgeregt waren, mit der Folge, dass Pässe und Spielzüge nicht funktionierten. Also ich denke gerade wenn wir im Ballbesitz sind, müssen wir noch mehr den Ball vom anderen fordern. Es ist für den Ballführenden mit Gegnerdruck im Nacken schwierig einen guten Pass zu spielen, wenn der Mitspieler hinter dem Gegenspieler steht“, fasste Ebermann zusammen.

Für Mona kam Emilia Schnobel ins Spiel. Die Angreiferin hatte wegen Sturm „Zeynep“ nicht zum Testspiel in der vergangenen Woche anreisen können und daher ihr Debüt verschieben müssen. Jetzt war es endlich so weit, für rund eine Viertelstunde durfte sie auch nochmal auf den Rasen. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe die ganze Zeit mitgefiebert. Am Anfang mussten wir uns zwar erstmal zurecht finden auf dem Platz, aber als der Knoten dann einmal geplatzt war, wurden wir dann auch mit Toren belohnt. Es war sehr schön beim ersten Spiel im neuen Trikot einen Sieg mit nach Hause zu nehmen“, sagte Emilia. Und so war es, denn weitere Tore sollten nicht mehr fallen. Aber es hätten eigentlich mehr fallen müssen, wenn es nach dem Trainerteam geht. „Wir hatten in der ersten Halbzeit bereits klare Möglichkeiten, die wir einfach machen müssen, um uns selbst auch das Spiel leichter zu machen und mit dem Kopf oben weiterzuspielen. Das hat sich in der zweiten Halbzeit etwas geändert. Nichtsdestotrotz werden wir in der Liga und auch im nächsten Spiel Probleme bekommen, wenn wir die Chancen nicht machen. Das wird in den nächsten Wochen ganz klarer Schwerpunkt“, sagte Lisa Cziborra stellvertretend. Zufrieden zeigte sie sich aber mit ihrer neuen Kapitänin. „Laura Bürger ist in ihrem Engagement und ihrer Leistungsbereitschaft ein absolutes Vorbild. Sie ist keine dominante Spielerin, gibt aber bis zur letzten Sekunde alles. Sie hat heute zum richtigen Zeitpunkt zwei Tore geschossen und somit den Sieg gesichert. Das eine oder andere Mal kann sie sich mehr trauen und auch mehr Ruhe zeigen, aber das heute war schon ein guter Start in die neue Rolle“, so Cziborra nach Abpfiff. Am kommenden Sonntag geht es dann in der Liga zum FSV 02 Schwerin, wir werden wieder mit unserem Twitter-Ticker live berichten. Und am 27. März fahren wir erneut in die Landeshauptstadt, dann um ins Pokalfinale einzuziehen. Für die neue Kapitänin, die sich im Podcast bereits Schwerin gewünscht hatte, eine Aufgabe die lösbar scheint: „Wir haben nächstes Wochenende die Chance uns gegen Schwerin nochmal zu testen. Aber mit unserer Motivation wird das schon.“

 

Foto: André Gschweng


Aufstellung: Schieback – Ortegon Salas, Gustmann, Foertsch, Bartl – Bäcker(59. Schuster) – Schramm(59. Wiechmann), Ebermann(79. Schnobel), Grube(85. Würner), Bürger – Weglowski


Tore:

0:1 Weglowski (52.)

0:2 Bürger (70.)

0:3 Bürger (72.)

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